Album DE 1960 on Christophorus label
Spoken Word, Folk, World and (Speech, Political)
Diese Platte enthält wesentliche Ausschnitte eines Tagebuchs, das in der Zeit zwischen März 1940 und Juni 1942 geführt wurde. Es besteht aus fünf Schulheften in sorgfältiger Kinderschrift und wurde geschrieben von einem zwölfjährigen Juden aus dem Dorf Krajno in Polen. Sein Name: David Rubinowicz. Das ärmliche Leben der Familie Rubinowicz entsprach dem damals üblichen in der polnischen Provinz; der Vater führte einen Milchladen. Im Frühjahr 1942 trieb die SS die Juden der Umgebung in der kleinen Stadt Bodzentyn zusammen. Dieser Ort war einer der vielen Vorhöllen der Vernichtung. Die aus ihren Häusern Gejagten wurden zusammengepfercht, zum bloßen Vegetieren gezwungen. Wer die Sperrzone verließ, wenn auch nur auf der Suche nach Brot wurde erschossen. Enge, Erniedrigung und Angst fanden ihr scheinbares Ende in jenem Trompetensignal auf dem Marktplatz,das den Befehl zum Abtransport ankündigte. In Viehwaggons zusammengepresst, fuhr man alle in unbekannte Richtung in den Tod. In der ausgeraubten Wohnung der Rubinowicz entdeckte ein Nachbar die Hefte Davids und versteckte sie auf dem Speicher. Viele Jahre später warf man sie beim Aufräumen des Bodens auf den Kehricht. Dort fand sie eine Frau, aus deren Hand der polnische Verlag Kniazka in Warschau das Dokument erhielt. Es zeugt von Unrecht und Leid. Kaum etwas blieb dem kleinen David in seinen letzten beiden Lebensjahren erspart. Am 3. Juli 1941 schreibt er noch arglos kindlich: ,,Ich hab' mich mit einem Jungen verabredet, daß wir zusammen in den Wald nach Holz gehen. Nachmittags sind wir in den Wald gegangen. Beim Holzsammeln haben wir einen Fuchs gesehen, wir haben etwas Angst bekommen, aber der Fuchs bekam Angst vor uns und ist fortgelaufen, wir haben weiter Holz gesammelt.'' Ein Jahr später, am 8. Mai 1942, steht zu lesen: ,,Es heißt, daß auch heute eine Razzia sein wird, denn es fehlen noch 120 Menschen. Alle Männer haben sich versteckt, in der Strasse ist es sehr still. Als ich auf den Stufen stand, sah ich drei Autos kommen und erkannte gleich, daß es dieselben sind wie am Mittwoch. Gleich entstand eine Panik, alle flüchteten aus den Wohnungen in den Wald, die Polizei begann schon, die Menschen zu fangen. Ich war erst verwirrt, aber dann wurde mir klar daß ich mich auch verstecken muss. Ich ging zu einer polnischen Nachbarin und blieb dort. Wenn ich irgendein Geräusch hörte, fürchtete ich mich schrecklich, daß sie hereinkommen. Diese Nachbarin sagte, daß die Polizei in den Wald geht, und als sie das sagte, hörte man einige Schüsse fallen, ich dachte mir, daß sicher schon jemand erschossen ist.'' ,,Nach den Gesetzen, auf die sich die Psychologie im allgemeinen stützt'', heißt es Nachwort des polnischen Verlags, ,,müsste all das Furchtbare, das David erfuhr, in ihm alle menschlichen Gefühle töten, ihn gleichgültig gegenüber allem machen, was nicht seine eigene Sicherheit bedeutet. Aber gerade weil der kleine David nicht von Recht träumt, nicht einmal anklagt, ist sein Tagebuch eine der dramatischsten, ausdrucksvollsten Anklagen.''
David Rubinowicz , album by | |
Jürgen Schulz , DE voice | |
Charles Brauer voc, *1935 DE voice actor | |
Hans Paetsch voc, 1909-2002 DE voice actor |
Charlotte Niemann directed by |
No | Title | Artist | Composer | Duration |
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1 | Anfang | David Rubinowicz | ||
2 | Fortsetzung | David Rubinowicz |