Electronic and Pop
A.k.a. Max Schweder
Am 25.11.2016 ist das Debut-Album des Kölner Elektro-Musikers Max Schweder bei Hey!blau Records erschienen. Auf diesem featured er unter anderem die Sängerinnen anna.luca und JOA. Strange Attractor ist ein Begriff aus der Theorie dynamischer Systeme. Er beschreibt eine mathematische Funktion, die im Kreis verläuft, ihre Bahn aber immer leicht variiert. Das Gebilde, das nach ein paar hundert Umläufen dabei herauskommt, sieht überraschend organisch aus. Wie geordnetes Chaos. Computer-Musik kann sehr beliebig sein. Stehen dir alle Wege offen, ist es schwer, nicht im Kreis zu laufen. Schnell wirst du pseudobombastisch oder zu kleinteilig. Gehst auf Facebook oder rufst im besten Fall eine Nachrichtenseite auf. Verhedderst dich. Im Unorganischen. Der Ursprung des Albums liegt in 2013. Damals fiel mir das Musikmachen schwer. Wenn ich spielte, fühlte ich kaum noch etwas. Trotzdem zog mich die Musik weiter an. Ich kreiste in ihrer Umlaufbahn, aber die Verbindung war tot. „Ground Control to Major Tom/Your circuit’s dead, there’s something wrong.“ Bei der Arbeit mit Jono Podmore entstand die Idee, den Computer aus dem Zentrum zu rücken. Ich stürzte mich nun auf Hardware-Sampler, Sequenzer und Synthesizer. Diese Form der elektronischen Musik warf neue Probleme auf. Aber sie brachte auch interessante musikalische Momente, allein durch den Versuch der Lösung. Das Video zum Projekt verpackt zehntausende solcher Momente. Eingefroren im elektronischen Blinzeln zweier GoPro-Kameras. Die eine trug ich im November 2014 vier Tage und Nächte ohne Unterbrechung um meinen Hals. Die zweite stellte ich überall dort auf, wo ich mich aufhielt. Alle zehn Sekunden speicherten die GoPros ein Foto. Auch die Sängerin Anna Luca dokumentierte Dezember 2015 so zwei Tage ihres Lebens. Das Ergebnis ist ein 20-minütiger Zeitraffer-Film. Ein extremer, fast sechstägiger Trip in der Ich-Perspektive. Tage in Montepulciano, Rom, Wesel, Köln, Hochdahl, Solingen, Wuppertal, Erkrath, Wesel, Rom, Montepulciano. Das erste Licht am Morgen, eine Hochzeit, der Besuch im Elternhaus, die Großmutter im Krankenhaus, ein Auftritt in der Bar ums Eck. Keine Dokumentation des Lebens – nichts wäre langweiliger -, sondern eine Annäherung. Ein Umkreisen. Vitales Rauschen. Alles auf diesem Album ist aus dem Moment heraus entstanden. Ich wollte Musik machen, die ich wieder fühle. Einen Rahmen für meine inneren Bilder. Diese Kameras mit mir herumzutragen, hat mir gezeigt, wie viel einem Moment passiert. Immer wieder entdecke ich neue Details. Ich kann das nur jedem empfehlen, der das Gefühl hat sein Leben kreist so dahin. Das stimmt nämlich nicht. Es passiert unfassbar viel. Und das meiste davon ist sogar schön.
Track list and 30sec audio provided by
Title | Artist | Year | Type |
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Full Circle | Strange Attractor | 2016 | Album |